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Liebe Kinder,
es gibt viele Bücher, Filme und WEB-Seiten, in denen euch über Fatima berichtet wird. Oft wird dabei das, was den drei Hirtenkindern widerfahren ist, mehr oder weniger wie ein Märchen aus einer längst vergangenen Zeit erzählt, was dann wenig mit eurem Alltag zu tun hat, bei dem dann vor allem die spirituelle Bedeutung nicht genug vertieft wiedergegeben wird.
Die Erscheinungen von Fatima sind hingegen eine einzigartige Wirklichkeit, die sich nicht nur auf Lucia, Francisco und Jacinta beschränkt, sondern alle Kinder, auch euch, liebe kleine Leser,  mit einbezieht. Ihr müsst nun die Botschaft von der Liebe der Himmlischen Mutter in eurer Welt lebendig erhalten.
Die Gottesmutter, die nämlich kein großes Vertrauen mehr in die großen Leute setzt, wendet sich an die „Kleinen“ jeden Zeitalters und jeder Nation und lädt sie dazu ein, sich Ihr zu schenken und den Rosenkranz zu beten, um die wichtigsten Dinge in der Welt zu lösen. Damit Kriege und Gewalt aufhören, damit alle Menschen gut werden und einander lieben, damit endlich ein weltweiter Frieden kommen möge.
In diesen Aufzeichnungen sind die Gespräche, wie sie bei den Erscheinungen erfolgt sind, wortgetreu wiedergegeben. Der kurze Kommentar jeweils hat zum Ziel, euch in die lebendige Botschaft von Fatima mit einzubeziehen, die die Himmlische Mutter liebevoll auch an euch richtet, liebe Kinder.
Ihr sollt vor allem wissen, dass euch die Gottesmutter nicht wie Kinder behandelt, die nur etwas vom Spielen verstehen. Sie möchte zu euch auch eine wirkliche und innige Beziehung aufbauen, wie man es mit den großen und ernsthaften Leuten tut.
Für unsere Mutter im Himmel seid ihr die wichtigsten Personen in der Welt, dabei interessiert nicht, ob ihr reich oder arm seid, hübsch oder nett und graziös. Sie wendet sich an euch, weil ihr noch jene Tugenden habt, die den Menschen würdig und achtenswert machen, und das ist die Unschuld, die Aufrichtigkeit und die Großmütigkeit.
Sie kommt mit dem allergrößten Respekt vor eurer Freiheit und lädt euch dazu ein, sich dem Himmlischen Vater zu weihen, was bedeutet, sich Ihm zu schenken. Sie bittet euch, täglich den Rosenkranz für den Frieden in der Welt zu beten, um dadurch zu bewirken, dass alle Menschen gut werden und das Herz des Vaters getröstet wird, das durch die Sünden schon so sehr beleidigt worden ist.
Sie kommt und bittet euch um Hilfe, damit auf der Erde eine Ära des Friedens geschaffen wird, also eine lange Zeit, in der die Menschen sich ihrer eigenen Würde bewusst werden und einander lieben, in der sie Gott als ihren Vater und Schöpfer lieben, und ebenso Maria als die liebenswürdigste aller Mütter. Dann werden sie endlich eine einzige Familie sein, die nicht aufgrund von Hautfarbe oder verschiedenen Kulturen und Sprachen entzweit ist.
Für diese immens wichtigen Dinge kommt Sie, um die Hilfe der Kleinen zu erbitten: eure Hilfe. Wollt ihr der Himmlischen Mutter helfen?
Wenn ihr bereit seid, dazu euer „Ja“ zu sagen, wie es die drei Hirtenkinder von Fatima getan haben, müsst ihr zwei Dinge tun:
1.– Euch dem Himmlischen Vater weihen, also euch aus freiem und aufrichtigem Willen Ihm schenken. Dazu wird es genügen, wenn ihr Ihm aus ganzer Seele sagt: «Papa, ich schenke mich Dir!»
Mit diesem kleinen Gebetlein schenkt ihr euch Ihm für alle Zeit. Als Gegenleistung für dieses euer Geschenk wird sich der Himmlische Vater dazu verpflichten, alle Menschen zu retten.
2.- Ferner jeden Tag den Rosenkranz beten und euch zu befleißigen, dass auch andere von euren Freunden ihn beten. So bildet ihr „Gebetsnester“. Das sind kleine Gruppen von Kindern, die sich jeden Tag oder wenigstens einmal wöchentlich treffen, um gemeinsam den Rosenkranz zu beten, überall dort, wo es möglich sein kann: in der Kirche, in der Wohnung bei einem von euch, auf der Straße, in der Schule, während eines Spazierganges, in den Spielpausen

* * *

Meine lieben Kinder, wenn ihr aufmerksam diese Seiten lest, werdet ihr recht gut begreifen, wovon wir sprechen. Doch denkt nicht all zu sehr darüber nach: die Gottesmutter hat schon viel zu viele von jenen Leuten, die glauben, alles zu begreifen. Sie braucht hingegen Kinder, die von ganzem Herzen zu lieben verstehen, die sich Ihr schenken, um den Brüdern und Schwestern Gutes zu tun.


 

Lucia, Francisco und Jacinta: drei Kinder wie viele andere. Doch über sie hatte die Liebe Gottes außergewöhnliche Zeichen gesetzt, und tatsächlich werden sie Akteure in dem schönsten Abenteuer, das ein menschliches Geschöpf erleben kann: die Engel und die Jungfrau Maria sehen und mit ihnen sprechen, vom Licht Gottes durchdrungen werden und zu Zeugen der Liebe und des Glaubens in einer Welt ohne Gott werden, die wegen ihrer Gottlosigkeit voll des Hasses ist.

Sie waren in Fatima, einem ganz kleinen Dorf in Portugal, zur Welt gekommen.  Im Jahre 1917, also noch in einer Epoche unserer näheren Geschichte, war Lucias zehn Jahre alt, Francisco fast neun und Jacinta sieben. Die letzten beiden Kinder waren Geschwister und die Vettern Lucias. Sie gingen nicht zur Schule, sondern halfen in ihren Familien die Schafe zu weiden, die sie besaßen. Sie waren sehr arm.
Sich auf die Beschreibungen ihrer Angehörigen und den Bezeugungen derer, die sie kannten, beziehend, können wir auf recht exakte Weise über diese Kinder sprechen. Beginnen wir mit Lucia:

Lucia

Sie wurde am 22. März 1907 geboren. Sie war kräftig und gesund, hatte tiefschwarzes und dichtes Haar. Die Nase war ein wenig platt, die Lippen üppig und der Mund groß. Sie hatte nicht gerade delikate Gesichtszüge. Der einzige Reiz in ihrem gebräunten, runden Gesicht waren die zwei schwarzen Augen, die unter den dichten Augenbrauen erstrahlten.

Von Natur aus sanft und gleichzeitig willensstark, übte sie einen besonderen Reiz  auf ihre Altersgenossen aus, und es war stets sie, die bestimmte, wohin die Schafe zur Weide geführt, welche Spiele gemacht wurden, womit die Zeit an den langen Sommertagen, an denen die Eltern zur Arbeit waren, ausgefüllt wurde. Ihre Schwester Maria dos Anjos erzählt über sie: „Lucia liebte die Kleinen sehr, und diese waren wiederum sehr von ihr angetan. Oft waren sie bis zehn oder elf Uhr abends im Hof des elterlichen Hauses beisammen, und Lucia improvisierte mit ihnen Prozessionen, baute kleine Altare auf, sie spielten mit kleinen Steinchen,  versteckten oder haschten sich, und wenn sie müde waren, setzten sie sich in den Schatten der Feigenbäume, wo Lucia damit begann, endlose Geschichten zu erzählen. Zum Teil über Dinge, die sie hörte, zum Teil waren es ersonnene Geschichten…“

Äußerst intelligent wie sie war und mittels eines guten Gedächtnisses, schöpfte sie das Material für ihre Erzählungen aus den Katechismuslektionen, die die Mutter an allen Abenden ihren eigenen und auch den anderen Kindern erteilte. Und wiederum berichtet die Schwester Maria dos Anjos: „Unsere Mutter konnte lesen, jedoch konnte sie nicht schreiben. Jeden Abend, vor allem in der Winterszeit, las sie uns aus dem Alten Testament oder dem Evangelium vor, oder sie berichtete Anekdoten über die Erscheinungen in Lourdes. Während der Fastenzeit betrachteten die Lesungen die Leidensgeschichte Unseres Herrn. Lucia merkte sich dies alles mit ihrem guten Gedächtnis und erzählte es dann den Kleinen.“

Auf diese Weise lernte sie so gut den Katechismus, dass sie im Alter von kaum sieben Jahren die Erste Heilige Kommunion empfangen konnte, während dieses den anderen Kindern erst ab zehn Jahren erlaubt war.
Sehr gesellig und unbefangen, äußerst liebevoll im Umgang mit dem Papa und der Mama, gelang es ihr stets, sich beliebt zu machen. Unter den Altersgenossen fiel sie, außer durch ihre starke Persönlichkeit, auch wegen ihrer Neigung zur Eitelkeit auf. Zu festlichen Gelegenheiten schmückte sie sich gern mit besonderer Sorgfalt und zeigte dabei einen guten Geschmack. „Es ist wahr,“ schrieb sie später selbst darüber, „die Eitelkeit war mein größtes Laster.“ 
Teresa Matias, eine ihrer alten Freundinnen, sagte über sie: „Lucia war sehr aufgeweckt. Wir mochten uns sehr gern. So genossen wir es, wenn wir beisammen waren. Sie war sehr intelligent, sang und tanzte schön und verstand es auch, uns Lieder beizubringen. Wir alle gehorchten ihr.“

Francisco

Dunkle Augen, ein rundliches Gesichtchen, ein kleiner Mund, ein volles Kinn: er hatte nicht die charakteristisch derben Gesichtszüge von Gebirgsmenschen. Er wurde am 11. Juni 1908 geboren.

Er hatte ein ausgesprochen liebenswürdiges und sanftmütiges Wesen, war aufgeweckt und freundlich zu allen. Er liebte, wie alle Kinder in der Welt, zu spielen, doch ohne jemals dabei zu streiten. Lieber gab er nach, anstatt zu zanken. Das heißt jedoch nicht, dass er ohne Energie und Mut gewesen wäre. So zeigte er niemals Angst, wenn er allein gehen musste, oder während des nachts, oder an irgendeinem dunklen Ort.

Er besaß ein feinfühliges und aufrichtiges Gewissen, tat nie etwas, das er für unehrenhaft hielt. Einmal trug ihm die Mutter auf, die Herde auf das Grundstück der Taufpatin Teresa zu führen, die, weil sie abwesend war, nicht um ihre Erlaubnis dazu gefragt werden konnte. Francisco weigerte sich dorthin zu gehen, und zur Mutter, die ihm eine schallende Ohrfeige wegen seines Ungehorsams versetzte, sagte er: „Meine liebe Mutter, wollt ihr vielleicht, dass ich stehlen lerne?“ Er führte die Schafherde erst am nächsten Tag dorthin, nachdem er die Erlaubnis der Taufpatin erhalten hatte.
Er hatte ein freimütiges Wesen und war unfähig dazu, etwas vorzuspiegeln. Für sein Alter zeigte er eine erstaunliche Reife. „Das wäre ein Mann geworden!“, sagte Mama Olimpia über ihn.

Eine beschauliche Seele, die er war, wurde er nie müde, die Schönheit der Schöpfung zu bestaunen, ganz besonders den weiten Sternenhimmel und die Pracht der Sonne, wenn sie auf- oder unterging.

Als poetische Seele verbrachte er Stunden damit, auf einem Stein sitzend auf seiner Schilfpfeife zu spielen. Er liebte die Tiere, ganz besonders die Vögel, deren Trillern er nachzuahmen versuchte, und er ertrug es nicht, wenn sie von jemandem aus ihren Nestern geworfen wurden. Eines Tages sah er einen Freund, der einen Sperling in der Hand trug, und es gelang ihm, diesen gegen ein kleine Münze einzutauschen. Dann ließ er ihn fliegen und sagte zu ihm: „Gib schön acht und lass dich kein anderes Mal fangen!“

Eine nahezu identische Geschichte mit fast gleichen Beschreibungen könnt ihr über das Leben des Heiligen Franz von Assisi nachlesen. Darüber wusste natürlich der kleine Francisco aus Fatima nichts, vermutlich hat er auch nicht oft etwas über seinen heiligen Namenspatron gehört. Doch Gott erfüllt mit Sich Selbst eine jede Seele, die bereit dazu ist, Ihn anzuerkennen, und Er vergnügt sich manchmal dabei, diese vielgeliebten Seelen immer wieder auf die gleiche und doch wiederum auf neue Weise zu erfüllen: nach siebenhundert Jahren pulsierte in dem kleinen Hirtenjungen von Fatima der gleiche Geist der Liebe für die Sonne, die Pflanzen, die Tiere, kurzum für alle Geschöpfe, der auch in dem reichen und brillanten Geschäftsmann von Assisi vibrierte.

Jacinta

Sie war von den Dreien die Kleinste, geboren am 11. März 1910. Sie hatte lichte und lebhafte Augen, war ebenmäßig, das Gesichtchen rund, die Lippen schmal, dem Bruder dem äußeren Aspekt nach recht ähnlich, jedoch charakterlich von ihm deutlich unterschieden. Denn wenn sie auch sehr sanftmütig war, so konnte sie doch während der Spiele recht halsstarrig sein. In solchen Fällen half nichts anderes, als nachzugeben und das zu tun, was sie gerade wollte. Außerordentlich sensibel, war sie bis zu Tränen gerührt, wenn sie von der Leidensgeschichte Jesu erzählt bekam. Dann sagte sie immer wieder: „Armer Jesus, ich darf nicht mehr sündigen, ich will nicht, dass Jesus noch mehr leidet.“

Wie ihr Bruder Francisco, vielleicht sogar noch etwas mehr, war sie in die Natur verliebt, in die Blumen und die Tiere, besonders in die Schafe, denen sie Namen gab. Den kleinen Schäfchen war sie besonders zugetan, die sie oft im Arm trug und zärtlich küsste. Äußerst feinsinnig und musisch begabt, ließ sie ihre silberhelle Stimme über die Felder erklingen und stimmte dabei die harmonischen heimatlichen Kirchenlieder an. Sie hatte eine ausgesprochene Leidenschaft für den Tanz und ein vorzügliches rhythmisches Gefühl. Kaum hatte Francisco oder ein anderes Hirtenkind eine Melodie angestimmt, begann sie zusammen mit Lucia zu tanzen, mit Charme und einzigartiger Lebhaftigkeit.

Zu ihrer Cousine in tiefer Freundschaft verbunden, suchte sie viel mit ihr beisammen zu sein. So auch, wenn Lucia von ihren Eltern den Auftrag bekam, die Schafe auf die Weide zu führen. Dann ließ sie der Mutter solange keine Ruhe, bis diese ihr zugestimmt hatte, der Cousine mit der eigenen kleine Herde und zusammen mit dem Brüderchen Francisco zu folgen.

Wie Francisco, so besaß auch sie eine ausnahmslose Liebe zur Wahrheit und schalt ihre Mutter, wenn diese zum Beispiel erklärte, irgendwohin zu gehen, wohin sie dann aber gar nicht ging: „Oh Mama, sie haben gelogen… Lügen ist eine schlimme Sache!“ Wenn sie selbst irgendeinen kleinen Fehler beging, dann klagte sie sich augenblicklich an und versprach, dieses nie wieder zu tun.

 

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Die drei Hirtenkinder waren ebensolche Kinder, wie ihr es seid, liebe kleine Leser.
Wie es in jeder Familie Fatimas Tradition war, wurde jeden Tag der Rosenkranz gebetet. Um aber auch zum Spielen genug Zeit zu haben, hatten sich die Kinder eine neue Art von Rosenkranzgebet ausgedacht. So erzählt uns Lucia dazu: „Sie (die Eltern) hatten uns aufgetragen, nach unserer Brotzeitpause am Nachmittag den Rosenkranz zu beten. Doch da die Zeit zum Spielen immer viel zu kurz war, fanden wir zu einer Form, ihn schnell zu beenden. Wir ließen die Perlen durch die Finger gleiten und sagten bei jeder von ihnen nur „Gegrüßet seist Du, Maria…“, „Gegrüßet seist Du, Maria…“, und am Ende eines jeden Geheimnisses beteten wir beschwichtigend das „Vater unser“. So hatten wir in Kürze unser Gebet beendet.“
Wie ihr seht, waren die Kinder tugendhaft, doch hatten sie auch ihre Fehler. Wie halt alle Kinder, wie auch ein jeder von euch. Es war die Gottesmutter, die sie zu drei Helden der Heiligkeit formte, indem Sie sie dazu aufgefordert hatte, Ihr zu helfen, damit die Liebe in diese Welt komme. Von dem Moment an, wo die Kinder ihr „Ja“ gesagt hatten und sich Ihr weihten, begann ihr frohgemutes Abenteuer.
Die Gottesmutter wird dasselbe auch mit euch tun, meine kleinen Freunde, wenn ihr euch Ihr weiht und den Rosenkranz betet.


 

Die drei Hirtenkinder wurden auf die Begegnung mit der Gottesmutter von einem prächtig leuchtenden Engel vorbereitet, der sich ihnen als der „Engel des Friedens“ vorstellte, der „Engel Portugals“. Dreimal erschien er ihnen und sprach mit ihnen.

Erste Erscheinung des Engels

Sie ereignete sich im Jahre 1915, als die drei Kinder eines Tages beim Sonnenuntergang spielten, und als sie plötzlich einen heftigen Windstoß verspürten und ein Licht auf sich zukommen sahen, das weißer noch als der Schnee war, das die Form eines schönen Jünglings annahm, der sie mit den Worten beruhigte: „Fürchtet euch nicht! Ich bin der Engel des Friedens! Betet mit mir!“ Dann kniete er nieder, senkte sein Haupt bis zum Boden, forderte die Kinder auf, ihm die Worte nachzusprechen und betet dreimal das Gebet, das dann auch die Kinder mit ihm zusammen und ebenfalls tief zur Erde geneigt, sprachen: „Mein Gott, ich glaube an Dich, ich bete Dich an, ich hoffe auf Dich und ich liebe Dich. Ich bitte Dich um Verzeihung für jene die nicht glauben, Dich nicht anbeten, nicht hoffen und Dich nicht lieben.“ Dann erhob er sich und sagte: „So sollt ihr beten. Die Herzen von Jesus und Maria erhören euer Flehen:“ Und er entschwand ihren Blicken.

Die Worte des Engels prägten sich im Gedächtnis der Hirtenkinder so tief ein, dass sie sich von nun an häufig für längere Zeit in diese unbequeme Position begaben und dieses Gebet wiederholten, solange, bis sie vor Müdigkeit umfielen.

Zweite Erscheinung des Engels

Es vergingen einige Monate, und die erste Begeisterung der Kinder war verflogen. Die Kinder kehrten zu ihren gewohnten Spielen zurück. Mitten im Sommer, es war Ende Juli/Anfang August des Jahres 1916, während sie am Brunnen im elterlichen Garten Lucias spielten, als ganz plötzlich und ganz in der Nähe derselbe Engel in Erscheinung trat, der nun die Kinder daran erinnerte, zu beten und Buße zu tun: „Was tut ihr da? Betet, betet viel! Die Herzen Jesu und Mariens wollen euch Barmherzigkeit erweisen. Bringt ständig dem Allerhöchsten Gebete und Opfer dar.“
„Aber wie können wir Opfer bringen?“, fragte Lucia. „Bringt alles, was ihr könnt, dem Herrn als Opfer dar, als Akt der Wiedergutmachung für die Sünden, durch die Er verletzt wird, und als Bitte um die Bekehrung der Sünder. Gewinnt somit über euer Vaterland den Frieden. Ich bin sein Schutzengel, der Engel Portugals. Vor allem nehmt an und tragt mit Ergebung die Leiden, die der Herr euch schicken wird.“

Ehe der Engel verschwand, verdeutlichte er seine Aufforderung zur Buße und zur Bereitschaft kleiner Opfer: „Die kleinen Opfer der Kinder sind dem Herrn kostbar: denn sie sind machtvoll bei der Bekehrung der Bösen.“

„Diese Worte“, schrieb Lucia später, „prägten sich wie ein Licht unserem Geiste ein, das uns begreifen machte, wer Gott wirklich ist, wie sehr Er uns liebt und geliebt werden will, was der Wert des Opfers ist und bis zu welchem Punkt es Ihm wohlgefällig wäre, und wie Er durch dieses Opfer die Sünder bekehrte. Deshalb begannen wir von diesem Augenblick an, Gott alles aufzuopfern, was uns unangenehm war, ohne uns dabei anzustrengen, nach anderen Sühneopfern zu suchen, ausgenommen, dass wir über Stunden hinweg auf dem Boden gebeugt verharrten und das Gebet des Engels zu sprachen.“  

Dritte Erscheinung des Engels

Nochmals vergingen einige Monate. Es war inzwischen Herbst geworden, und es geschah im Jahre 1916. Eines Tages hatten die Kinder den Rosenkranz beendet, knieten danach nieder und beteten mit der Stirn zum Boden herabgebeugt das Gebet des Engels: „Mein Gott, ich glaube an Dich, ich bete Dich an, ich hoffe auf Dich und ich liebe Dich. Ich bitte Dich um Verzeihung für jene die nicht glauben, Dich nicht anbeten, nicht hoffen und Dich nicht lieben.“ Unvermittelt wurden sie von einem strahlenden Licht umhüllt und sahen den Engel mit einem Kelch in der Hand, und über dem Kelch eine Hostie schweben, aus der Blutstropfen in den Kelch fielen. Der Engel ließ den Kelch und die Hostie schwebend in der Luft, kniete sich neben die Kinder und ließ sie dreimal das Gebet sprechen: „Heiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, ich bete Dich aus tiefster Seele an und opfere Dir auf den kostbaren Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus, der in allen Tabernakeln der Welt gegenwärtig ist, zur Sühne für die Schmähungen, Sakrilegien und Gleichgültigkeiten, durch welche Er selbst beleidigt wird. Durch die unendlichen Verdienste Seines Heiligsten Herzens und durch die des Unbefleckten Herzens Mariens erflehe ich von Dir die Bekehrung der armen Sünder.“

Danach erhob er sich, nahm die Hostie und reichte sie Lucia, während er Francisco und Jacinta den Inhalt des Kelches trinken ließ, dabei die Worte sprechend: „Empfanget den Leib und trinkt das Blut Jesu Christi, der durch die undankbaren Menschen so furchtbar beleidigt wird. Sühnt ihre Verfehlungen und tröstet euren Gott.“ Erneut sich niederkniend und mit der Stirn zur Erde geneigt, wiederholte der Engel noch dreimal dieses Gebet zusammen mit den Kindern, dann entzog er sich ihren Blicken.

Die drei Hirtenkinder verblieben in dieser Haltung und wiederholten das Gebet, das der Engel sie soeben gelehrt hatte, bis es Francisco aufgefallen war, dass es inzwischen Abend und Zeit geworden war, nach Hause zurückzukehren.

 

* * *

 

An diesem Punkte angelangt, werdet ihr Kinder uns vielleicht fragen: - Wer sind die Engel? Haben sie einen Körper wie wir? Welche Bedeutung haben die Gebete des Engels?

Die Engel sind geistige Wesen und das bedeutet, dass sie keinen Körper haben. Im Himmel, also in den Dimensionen des Geistes, befinden sie sich stets vor Gottes Angesicht, sie lieben Ihn, sie dienen Ihm und sie ehren Ihn. Sie sind ein Funken der verzehrenden Flamme der Liebe Gottes Selbst. Die Engel sind sehr schön in ihrem Glanz und sind die Freude Gottes, der auf sie Seine Güte, Seine Schönheit und seine Macht  überträgt.
Sie lieben Gott sehr und lieben auch uns Menschen, die sie als ihre Brüder betrachten. Wir wissen, dass jedem Menschen, sobald er zu existieren beginnt, ein Engel anheim gestellt wird, der ihm das ganze Leben lang, bis hin zu seinem Tode, nahe ist. Das ist der Schutzengel, der die Aufgabe hat, uns vor dem Bösen zu bewahren, uns mit seinem Rat zu erleuchten, uns zu lehren, Gott zu lieben und uns dem Himmel, unserer gemeinsamen Heimat, zuzuführen.
Oft schickt Gott die Engel zur Erde, damit sie einen ganz bestimmten Auftrag erfüllen. Dabei erscheinen sie entweder in einem schönen Licht oder auch auf andere Weise. In den meisten Fällen jedoch nehmen sie menschliche Gestalt an.
In der Heiligen Schrift erscheint der Engel dem Propheten Daniel in der Gestalt eines Mannes. Dem jungen Tobias zeigt er sich als einer seiner Altersgenossen, der ihn auf einer langen Reise begleitet, ihm aus vielen Gefahren heraushilft und ihn verteidigt. In Fatima, wo sich der Engel den Kindern zeigt, nimmt er das Aussehen eines Jünglings an.
Gelegentlich erscheinen Engel mit Flügeln. Das heißt nicht, dass sie tatsächlich Flügel hätten. Sie wollen uns dadurch lediglich zu verstehen geben, dass sie dem Herrgott stets zu gehorchen bereit sind, und so „fliegen“ sie vom Himmel zur Erde und tun, was Er befiehlt. Sie erinnern uns dadurch auch daran, dass ihre Heimat nicht die Erde, sondern der Himmel ist, von dem sie herkommen und zu dem sie uns hinführen.

Welche Bedeutung haben die Gebete, die der Engel die Kinder lehrte?
Im ersten Gebet „Mein Gott, ich glaube an Dich, ich bete Dich an, ich hoffe auf Dich und ich liebe Dich. Ich bitte Dich um Verzeihung für jene die nicht glauben, Dich nicht anbeten, nicht hoffen und Dich nicht lieben.“ will uns der Engel daran erinnern, dass unser Vater im Himmel verbittert darüber ist, dass ein großer Teil Seiner Kinder auf der Erde nicht an Ihn glaubt und die große Liebe des Vaters, der sie erschaffen und erlöst hat, nicht erwidert.
Stets Seiner Liebe treu bleibend, sendet der Vater Seinen Engel, um die Kinder zu bitten, Ihn auch für diejenigen mit zu lieben, die Ihn nicht lieben, sondern beleidigen. Und mehr noch: Er fordert die Kinder dazu auf, für jene viel älteren Brüder und Schwestern um Verzeihung zu bitten, die Ihn hassen oder Ihm lästern. In dem gleichen Anliegen wird die Gottesmutter die Kinder bitten, „sich Gott aufzuopfern…zur Wiedergutmachung für die Sünden, durch die Er beleidigt wird.“

Den undankbaren Kindern, die ein ganzes Heer von Feinden Gottes bilden, die Ihn beleidigen und verbittern, will die Himmlische Mutter ein Heer von Kindern entgegenstellen, die an Ihn glauben, Ihn lieben und Ihn trösten: das ist die „Armata Bianca“, in der die Gottesmutter Kinder aus der ganzen Welt unter dem Schutz der Engel vereint, damit sich die Sünder bekehren. Und das wiederum bedeutet, alle Kinder zum Herzen des Vaters zurückzuführen, die sich aufgrund der Sünde von Ihm entfernt haben.

Im zweiten Gebet „Heiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, ich bete Dich aus tiefster Seele an und opfere Dir auf den kostbaren Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus, der in allen Tabernakeln der Welt gegenwärtig ist, zur Sühne für die Schmähungen, Sakrilegien und Gleichgültigkeiten, durch welche Er selbst beleidigt wird. Durch die unendlichen Verdienste Seines Heiligsten Herzens und durch die des Unbefleckten Herzens Mariens erflehe ich von Dir die Bekehrung der armen Sünder.“ will uns der Engel daran erinnern, dass Jesus wirklich in der Eucharistie gegenwärtig ist, und er will uns dazu einladen, Ihn zu lieben und die vielen Schmähungen zu sühnen, die Ihm im Allerheiligsten Sakrament angetan werden.

Die Kinder von Fatima hatten gut begriffen, worum sie der Engel bat. Als die Eltern Francisco in die Schule schicken wollten, er hingegen wusste, dass er bald in den Himmel gehen werde, zog er es vor, sich in der Kirche aufzuhalten und sagte zu Lucia: „Hör zu, geh’ du zur Schule! Ich bleibe hier in der Kirche beim  verborgenen Jesus.“ Und Jacinta, solange sie in Lissabon bei den Schwestern lebte, zu denen sie gebracht worden ist, um operiert zu werden, ließ sich in ein Zimmerchen legen, von wo aus sie den Tabernakel sehen konnte, und so verbrachte sie Stunden in Gesellschaft „nur mit Jesus“.

Liebe Kinder, schließen wir dieses Thema über die Engel damit ab, dass wir noch einmal darauf aufmerksam machen, dass die Hirtenkinder von dem Engel sowohl auf die Begegnung mit Jesus in der Eucharistie, als auch auf die Begegnung mit Maria vorbereitet wurden. Wir können nun mit einem kleinen Gebetchen zu ihnen abschließen: „Mein lieber Bruder, gib mir die Hand und führe mich zu Gott.


Und nun, Kinder, hört was geschehen ist, als die drei Hirtenkinder, vorbereitet von dem Engel, die Gottesmutter erstmals sahen.

Herrlich schien die Sonne an diesem 13. Mai 1917 vom Himmel herab. Nachdem Lucia, Francisco und Jacinta nach dem Rosenkranzgebet ihre Mittagsration gegessen hatten, spielten sie miteinander und waren gerade dabei, sich eine kleine Steinhütte zu bauen. Unvermittelt – es war gegen die Mittagszeit – vernahmen sie ein Donnergrollen und sahen ein vorbeihuschendes Licht, „einen Blitz“, so sagten sie später, als sie berichteten, was vorgefallen war. Ein aufziehendes Gewitter befürchtend, schickten sie sich in aller Eile an, die Herde zusammenzutreiben und nach Hause zurückzukehren, als sie eine zweiter „Blitz“ von diesem Vorhaben abbrachte. Auf einer kleinen Steineiche sahen sie plötzlich eine kleine, weiße Wolke, und auf dieser stand eine Frau von unbeschreiblicher Schönheit, ganz weiß gekleidet, „leuchtender als die Sonne“. Die Kinder harrten ganz verzückt, waren aber auch von der unerwarteten Erscheinung verängstigt, doch die Dame beruhigte sie: „Habt keine Angst, ich will euch nichts Böses tun.“

Das Lächeln wirkte etwas traurig, vielleicht auch etwas enttäuscht, weil Ihr so wenig vertraut wurde. Die Dame sprach mit einer so liebenswürdigen Stimme, dass alle Furcht wich. Lucia schöpfte Zutrauen, und mit der den Kindern eigenen Neugier nach dem „Warum“ der Dinge, die immer alles wissen wollen, begann nun eine Serie von Fragen:
„Wer sind sie? Wo kommen sie her? Was wollen sie von uns?“
„Ich bin vom Himmel. Ich bin gekommen, um euch zu bitten, dass ihr die folgenden sechs Monate hierher kommt, stets am 13. des Monats und zur selben Stunde. Danach werde ich euch sagen, wer ich bin und was ich von euch will“.
„Werde ich dann auch in den Himmel kommen?“ drängte Lucia.
„Ja, das werdet ihr.“, versicherte die Frau.
„Und Jacinta?“ – „Auch sie.“ – „Und Francisco?“ – „Auch er. Doch zuvor wird er noch viele Rosenkränze beten müssen.“

Jetzt erinnerte sich Lucia an zwei Mädchen des Dorfes, die vor kurzem gestorben waren: „Und Maria do Rosario das Neves, ist sie im Himmel?“, fragte sie.
„Ja, sie ist im Himmel.“ – „Und Amelia?“ – „Sie befindet sich noch im Fegefeuer.“

Mit mütterlicher Geduld und Nachgiebigkeit beantwortete die Dame alle Fragen des Mädchens. Dann richtete Sie ihrerseits eine Frage an die Kinder: „Wollt ihr euch Gott schenken, bereit dazu, alles Leid zu ertragen, das Er euch schicken wird, zur Wiedergutmachung für die Sünden, durch die Er beleidigt wird und um die Bekehrung der Sünder zu erbitten?“

Dies ist eine sehr ernsthafte und verpflichtende Bitte, die man an ein menschliches Geschöpf richtet. Die Kinder wurden dazu eingeladen, sich Gott in einem bedingungslosen Akt der Liebe aufzuopfern, bereit dazu, jede Art von Leid für die Rettung aller Menschen anzunehmen. Nach einem Moment des Zauderns antwortete Lucia, auch im Namen ihrer beiden Vettern: „Ja, das wollen wir!“ – „Gut.“, fuhr die Dame fort, „Dann müsst ihr viel leiden. Doch die Gnade Gottes wird euer Trost sein.“

„Beim Aussprechen dieser Worte“, kommentierte später Lucia, „breitete Sie die Hände aus und übertrug auf uns ein sehr intensives und reflektierendes  Licht, das von Ihr ausging und das in die Tiefe unserer Seelen drang.  Dieses Licht war Gott.“ Für einige Augenblicke blieben die Kinder eingetaucht in diesem Meer des Lichtes, das die Jungfrau auf sie übertragen hatte. Dann fügte die Dame hinzu. „Betet jeden Tag den Rosenkranz, um den Frieden für die Welt und das Ende des Krieges zu erlangen.“

„Sie begann nun, sich zu erheben“, setzte Lucia fort, „und langsam schwebte Sie nach Osten dem Himmel zu, bis Sie in dem weiten Himmelsraum verschwand.“

DIE NEUE VERKÜNDIGUNG. DIE WEIHE.

Bei dieser ersten Erscheinung bat die Jungfrau die Kinder, sich Gott vollkommen hinzugeben, so, wie Sie es getan hat.
Bei der Verkündigung lud der Engel Gabriel Maria dazu ein, sich Gott zu weihen, sich Ihm somit zu schenken, um der Welt die Liebe zu bringen. Sie sagte „Ja“, darauf durchdrang Sie der Heilige Geist, hüllte Sie in ein Licht und Jesus wurde in Ihrem Schoß geboren.
In Fatima war es die Himmlische Mutter, die die Kinder dazu einlud, sich zu weihen und sich somit Gott zu schenken. Auch sie antworteten mit „Ja“, wie einst Maria und wurden von dem Licht des Heiligen Geistes durchdrungen und umhüllt, das von Ihr ausstrahlte. So wurde Jesus in ihren Herzen geboren. Wer aber ist Jesus? Jesus ist die Liebe, die Güte, der Friede. Von jetzt an wurden die drei Hirtenkinder zu einer Quelle der Liebe, des Lichtes und des Friedens für alle Menschen und begannen somit, eine Ära des Friedens für die ganze Welt vorzubereiten.
An diesem Punkte angelangt, werdet ihr uns vielleicht fragen: „Ist es denn möglich, dass ein „Ja“ von ein paar  kleinen Kindern so viel erlangen kann?“ Es ist tatsächlich so. Um uns dieses zu beweisen, versprach die Gottesmutter, dass Sie Portugal vor dem Zweiten Weltkrieg bewahren würde, dank des „Ja“ von Lucia, Francisco und Jacinta. Und Sie hielt Ihr Versprechen.
Nun frage ich euch, meine kleinen Leser: wollte die Gottesmutter Ihre Bitte nur an die drei Hirtenkinder von Fatima richten oder an alle Kinder in der Welt? Natürlich! An alle Kinder in der Welt!
Denken wir jetzt einmal gemeinsam darüber nach: wenn die Gottesmutter mit drei kleinen Kindern, die sich Ihr schenkten, eine ganze Nation vor dem Krieg rettete, wird Sie dann mit dem „Ja“ von Tausenden von Kindern nicht die ganze Welt retten? Die Gottesmutter ruft heute einen jeden von euch, dass ihr Ihr helfen mögt, die Welt zu retten! Sie richtet auch an euch die Einladung, die sie den drei Hirtenkindern unterbreitete: „Wollt ihr euch Gott schenken, bereit dazu, alles Leid zu ertragen, das Er euch schicken wird, zur Wiedergutmachung für die Sünden, durch die Er beleidigt wird und um die Bekehrung der Sünder zu erbitten?“ und erwartet eure großmütige Antwort: „Ja, das wollen wir“. Bedenkt, wie traurig Sie bei ihrer Frage an Lucia, Francisco und Jacinta war, als Sie darum bat. ob sie Ihr helfen wollten, indem sie sich Ihr schenkten, und wie dann ein wunderbares Lächeln Ihr Gesicht erhellte, als Lucia antwortete: „Ja, das wollen wir!“. Wie war Sie doch froh darüber, endlich jemanden gefunden zu haben, der Sie von ganzem Herzen lieben wollte.
Wenn auch ihr Ihr wie die drei Hirtenkinder helfen wollt, wenn auch ihr der Gottesmutter gestattet, in euch das Wunder der Verkündigung fortzusetzen, wenn auch ihr wollt, dass ein Lächeln wieder auf dem Gesicht unserer Himmlischen Mutter erstrahlt, die so sehr über die Sünden der Menschen vergrämt ist, dann sagt auch ihr  euer „Ja“ und weiht euch Ihr: „Mama, ich gebe Dir Herz und Willen für alle Ewigkeit, rette die Menschheit.“


 

Es geschah am 13. Juni. Gegen 11 Uhr begaben sich die drei Kinder an den Ort der himmlischen Verabredung, wo sich inzwischen etwa 50 Personen eingefunden hatten. Kniend beteten sie den Rosenkranz. Unvermittelt rief Lucia aus: „Man sieht es schon blitzen! Jetzt kommt die Dame!“ Wenige Augenblicke später begann Lucia ihre Frage an die Gottesmutter zu richten: „Was wünschen sie von mir?“
„Ich wünsche, dass ihr am 13. des kommenden Monats wieder hierher kommt, dass ihr jeden Tag den Rosenkranz betet, um den Frieden zu erlangen. Nur durch den Rosenkranz wird Hilfe für die Welt vom Himmel kommen! Nach jedem Geheimnis des Rosenkranzes betet: ‚Oh mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die Deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen’. Ich will auch, dass du lesen lernst.“

Lucia bat dann um die Heilung einer kranken Person. „Wenn sie sich bekehrt, wird sie binnen eines Jahres gesund.“, antwortete die Frau.
„Ich möchte Sie bitten, uns mit in den Himmel zu nehmen.“, sagte Lucia erneut.
„Ja, ich werde bald kommen, um Jacinta und Francisco zu holen. Doch du wirst noch einige Zeit hier auf Erden bleiben. Jesus will sich deiner bedienen, um mich bekannt zu machen und um zu erreichen, dass man mich liebt. Er wünscht, dass in der Welt die Ergebung an mein Unbeflecktes Herz eingeführt wird.“

„Dann werde ich hier ganz allein sein?“ rief das Mädchen ängstlich betrübt aus. „Nein, Kind! Verzage nicht! Ich werde dich niemals allein lassen! Mein Unbeflecktes Herz wird deine Zuflucht sein und der Weg, der dich zu Gott führt.“

Während Sie diese Worte sprach, breitete Sie erneut die Hände aus, wie bei der ersten Erscheinung, und abermals übertrug sich von ihnen ein helles Licht auf die Kinder, die sich darin wiederum wie in Gott eingetaucht fühlten. Von den beiden Strahlenbündeln, die von den Händen der Jungfrau ausgingen, stieg eines gegen den Himmel auf, und in diesem befanden sich Francisco und Jacinta. Das andere Strahlenbündel ergoss sich zur Erde hin und umhüllte Lucia. Über der rechten Handfläche der Jungfrau zeigte sich ein mit Dornen umwundenes Herz, in das die Dornen tief hineinstachen. „Wir hatten begriffen“, so kommentierte später Lucia, „dass es das Unbefleckte Herz Mariens war, verletzt durch die Sünden der Menschen, für die man Sühne leisten muss.“

Am Ende erhob sich die Frau schwebend von dem Bäumchen und himmelwärts gen Osten, bis sie den Augen der Hirtenkinder entschwunden war. Die Anwesenden bemerkten, dass die belaubten Zweige des Baumes, auf dem die Gottesmutter stand, flachgedrückt waren, als hätte ein schwerer Saum einer Schleppe darauf gelegen, und die Äste waren niedergebogen. Es mussten erst ein paar Stunden vergehen, ehe die Blätter wieder zu ihrem natürlichen Zustand zurückkehrten.

 

DER FRIEDEN UND DER ROSENKRANZ

Liebe Kinder, ihr habt gewiss begriffen, dass die Erscheinungen von Fatima eine Botschaft des Friedens sind. Das erste Wort des Engels war: „Ich bin der Engel des Friedens.“ Und die Gottesmutter sagte bei diesen Erscheinungen: „Betet jeden Tag den Rosenkranz, um den Frieden zu erlangen.“
Was bedeutet das Wort ‚Frieden’? Es bedeutet natürlich keineswegs ‚Krieg’. Der Frieden ist etwas ganz besonders Großes und Schönes und hat eine tiefere Bedeutung. So kann es sein, dass sich ein Volk nicht im Krieg mit anderen Völkern befindet, aber das heißt noch lange nicht, dass es innerhalb dieses Volkes keine Gewalt, keinen Hass, keine Ungerechtigkeit und Bosheit gibt. Diese Dinge aber haben ganz gewiss nichts mit Frieden zu tun! Die Muttergottes und die Engel sind die Stimme Gottes, und wenn Gott vom Frieden spricht, so handelt es sich dabei vor  allem um den Frieden in den Herzen: also nicht das Böse wollen, nicht andere Menschen hassen, denn dieses ruft Gewalt und Krieg hervor. Und auch Gott nicht hassen, denn dies führt den Menschen zum Ungehorsam gegenüber Seinen Geboten und somit zur Sünde. Die Gottesmutter verspricht uns, dass eine Zeit kommen wird, in der alle Menschen diesen Willen zum Frieden haben werden. Sie werden einander wie Geschwister lieben und Gott wie einen Vater. Doch damit diese Zeit komme, ist es notwendig, den Rosenkranz zu beten: „Betet jeden Tag den Rosenkranz, um den Frieden zu erlangen. Nur durch das Rosenkranzgebet wird in die Welt die Hilfe des Himmels kommen…“ – so hat es die Gottesmutter bei dieser zweiten Erscheinung gesagt.
Ihr fragt euch nun, liebe Kinder, wie es möglich ist, dass der Rosenkranz eine solch große und einzigartige Macht haben kann. Die Antwort darauf ist einfach: wenn wir den Rosenkranz beten, kommt zwischen uns und der Gottesmutter eine Art Verschmelzung zustande, und Sie ist es dann, die mit uns und in uns betet. Um dies besser zu verstehen, erinnern wir uns an die erste Erscheinung von Lourdes und denken über den Bericht von Bernadette einmal nach, betreffend ihrer ersten Begegnung mit der Dame:
„Ohne mir dessen bewusst zu sein, was ich tat, nahm ich den Rosenkranz aus der Tasche und kniete mich nieder. Mit einem Kopfnicken befürwortete es die Dame und nahm zwischen Ihre Finger den Rosenkranz, den  Sie am rechten Unterarm trug… Die Dame ließ mich allein beten. Sie begrüßte es jedoch und ließ dabei die Perlen Ihres Rosenkranzes durch Ihre Finger gleiten, doch sprach sie nicht. Nur am Ende eines jeden Gesätzes begleitete Sie mich, indem Sie sprach: „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste…“  Als der Rosenkranz beendet war, trat die Dame in das Innere des Felsens zurück, und eine goldene Wolke verschwand mit Ihr.“
Kein gesprochenes Wort bei der ersten Begegnung des Mädchens mit der Gottesmutter, nur der Rosenkranz. Dieses sich  Vereinigen mit dem Gebet des Mädchens, allein durch das Gleitenlassen der Perlen Ihres großen  Rosenkranzes durch Ihre Finger, dieses war eine deutliche Geste und bedeutete mehr als irgendein Wort. Es lässt uns begreifen, dass die Gottesmutter überall dort, wo der Rosenkranz gebetet wird, gegenwärtig ist, und dass Sie sich mit dem Gebet  vereinigt, und zwar auf solche Weise, dass unser Gebet zu Ihrem Gebet wird. Sie erhält von Gott alles, worum Sie bittet. Aus diesem Grunde hat Lucia von Fatima geschrieben: „Es gibt kein Problem, nicht materieller, spiritueller, nationaler und internationaler Art, das nicht durch den Rosenkranz lösbar wäre.“
Wenn dieses allgemein gilt, liebe Kinder, dann gilt es ganz besonders auch für unser Gebet. Zu euch hatte Papst Paul VI. gesagt: „Wenn ihr ohne Zweifel betet, dann erhört euch der Herr. Eure unschuldige Stimme besitzt eine  größere Anziehungskraft, als die Stimme der Großen.“ (17 Februar 1968).


 

Am 13. Juli versammelten sich in der Cova d’Ira mehr als 2.000 Personen. Die Leute waren dermaßen zahlreich, dass die drei Kinder Mühe hatten, zu der Steineiche zu gelangen. Dort knieten sie sich nieder, und Lucia begann mit dem Rosenkranz. Pünktlich zur Mittagszeit ereignete sich die Erscheinung.

„Was wünschen Sie von mir?“, fragte Lucia.
„Ich wünsche, dass ihr am 13. des kommenden Monats wieder hierher kommt und damit fortfahrt, täglich den Rosenkranz zur Ehre der ‚Madonna des Rosenkranzes’ zu beten.“, antwortete die Dame.
„Ich möchte Sie bitten , mir zu sagen, wer Sie sind und ein Wunder zu wirken, damit alle glauben, dass Sie es sind, die uns erscheint.“, flehte Lucia. Die schöne Frau entgegnete: „Kommt weiterhin jeden Monat hierher. Im Oktober werde ich euch sagen, wer ich bin und was ich will, und damit alle es glauben mögen, werde ich ein Wunder bewirken, das alle sehen werden.“

Lucia bat um die Gnade für viele Kranke und für andere schwierige Fälle. Die Gottesmutter entgegnete immer wieder daraufhin, den Rosenkranz jeden Tag zu beten, vor allem innerhalb der Familie: dieses war die allgemeine Bedingung, um die erbetenen Gnaden zu erlangen. Schließlich sagte die Frau: „Opfert euch für die Sünder auf. Und sprecht häufig, besonders wenn ihr irgendein Opfer bringt: „Oh Jesus, dies ist für Eure Liebe, für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne der Sünden, die gegen das Unbefleckte Herz Mariens begangen werden.“

„Bei diesen Worten“, setzt Lucia fort, „öffnete Sie erneut, wie in den beiden vorausgegangenen Monaten, die Hände.  Der Lichtstrahl, der ihnen wiederum entströmte, schien die Erde zu durchdringen. Wir sahen gleichsam ein Feuermeer, und eingetaucht in dieses Feuer Dämonen und die armen Seelen, als ob sie durchscheinend und schwarz glühende Kohlen in menschlicher Gestalt seien, die in diesem Feuer schwammen, emporgeschleudert von den Flammen, die unter Wolken von Rauch aus ihnen selbst hervorschlugen. Sie fielen nach allen Seiten, wie Funken bei gewaltigen Bränden, ohne Schwere und Gleichgewicht, unter Schreien und Heulen vor Schmerz und Verzweiflung, was vor Schrecken erbeben und erstarren ließ. Die Dämonen unterschieden sich durch die schreckliche und scheußliche Gestalt widerlicher, unbekannter Tiere, sie waren aber durchscheinend wie schwarze, glühende Kohle.“

Jacinta, völlig verstört, schrie schrecklich auf, was alle Anwesenden hörten: „Ohhh! Heilige Jungfrau!!!...!“ Lucia schrieb erläuternd zu dieser Vision: „Zum Glück dauerte diese Szene nur wenige Minuten und die Gnade Gottes hielt uns aufrecht. Anderenfalls wären wir vor Entsetzen gestorben. Jedoch“, setzte sie fort, „war mir all das einschneidend im Gedächtnis und im Herzen geblieben, vor allem die Traurigkeit dieser Dame, als Sie uns die Hölle zeigte!“

„Ihr habt nun die Hölle gesehen,“ sagte Sie zu den Kindern in Güte und doch mit Traurigkeit, „in die die armen Sünder kommen. Um sie zu retten, will Gott die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen in der Welt begründen. Wenn man tut, was ich euch sage, werden viele gerettet und werden Frieden haben. Der Krieg geht seinem Ende zu. Doch wenn man nicht damit aufhört, Gott zu beleidigen, wird unter dem Pontifikat von Pius XI. ein anderer, schlimmerer Krieg ausbrechen. Wenn ihr eine Nacht erhellt sehen werdet durch ein unbekanntes Licht, dann wisset, dass dies das große Zeichen ist, das Gott euch gibt, dassEr nun die Welt für ihre Missetaten durch Krieg, Hungersnot und Verfolgung der Kirche und des Heiligen Vaters strafen wird! Um das zu verhüten, werde ich kommen, um die Weihe Russlands an mein Makelloses Herz und die Sühnekommunion an den ersten Samstagen zu fordern.Wenn man auf meine Wünsche hört,wird Russland sich bekehren, und es wird Friede sein. Wenn nicht, dann wird es seine Irrlehren über die Welt verbreiten, wird Kriege und Verfolgungen über die Kirche heraufbeschwören; die Guten werden gemartert werden, und der Heilige Vater wird viel zu leiden haben, verschiedene Nationen werden vernichtet werden; am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren. Der Heilige Vater wird mir Russland weihen, das sich bekehren wird, und eine Zeit des Friedens wird der Welt geschenkt werden.“

Von diesen schauerlichen Bildern und dem dazu Gehörten waren die Kinder nahezu ihrer Sinne beraubt. Nach einigen Augenblicken fragte Lucia die Dame: „Wünschen Sie sonst nichts von mir?“
„Nein, heute will ich nichts mehr von Dir.“
Ein Donnergrollen war zu hören, die Jungfrau erhob sich wie beim letzten mal und auf dieselbe Weise, bis Sie in der Weite des Himmels verschwunden war.

Die Höllenvision, die Prophezeiung über Russland und die Unsicherheit der Zukunft der Welt bilden die beiden ersten Teile des Geheimnisses von Fatima. Es ist das Geheimnis, aufgrund dessen die drei Hirtenkinder von nun an soviel leiden werden: Lucia offenbarte diese beiden Teile des Geheimnisses von Fatima einige Jahre später, als sie bereits Ordensschwester war.

 

 

 

FATIMA, HINWEIS AUF DIE EIWIGEN WAHRHEITEN DES GLAUBENS

Bei dieser dritten Erscheinung versprach die Jungfrau den Kindern also ein Wunder (das dann am 13. Oktober erfolgte), damit alle glauben mögen, und sie ließ die Kinder den Ort der Hölle sehen, wo diejenigen enden werden, die Gott nicht lieben und Ihn sogar bekämpfen.

Ihr wisst, Kinder, was nach dem Tod geschieht? Da beginnt das ewige Leben, also das Leben, das kein Ende mehr haben wird, selbst nicht nach Millionen und aber Millionen von Jahren… Was aber wird dann aus unserer Seele?
Wenn wir gut in unserem Leben sein werden und uns zu heiligen trachten, wenn wir mit Duldsamkeit die Leiden annehmen, die uns der Herr schicken wird, allen Gutes und niemandem etwas Böses wollen, mit Jesus in den Sakramenten der Heiligen Beichte und der Kommunion vereint bleiben und auch Maria durch den täglichen Heiligen Rosenkranz die Treue halten, dann werden wir in den HIMMEL gelangen.

Was aber ist der Himmel? Er ist das Paradies, das ewig dauernde Wohlgefühl bei Gott, die einzig wirkliche Freude unserer Seele. Die Gottesmutter hatte bei ihrer ersten Erscheinung gesagt: „Ich bin vom Himmel“ und hatte Lucia, Francisco und Jacinta versprochen, dass Sie sie mit sich in den Himmel nehmen würde. Sie hat erklärt, dass die kleine Maria das Neves, das Mädchen, das erst vor kurzem in Fatima gestorben war, schon im Himmel ist. Die drei Hirtenkinder waren ausgesprochen fasziniert von der Schönheit des Himmels, die sie durch das Erscheinen der Dame - „leuchtender als die Sonne“ - erahnten, und sie hatten nur den einen Wunsch, so schnell wie möglich dorthin zu gelangen. Nicht einmal die Drohung, sie langsam in heißem Öl zu rösten, konnte sie von ihrer Begeisterung, in den Himmel zu kommen,   zurückhalten. Sie sagten auf die Drohung hin lediglich: „Auch gut! Wenn sie uns töten, werden wir noch viel früher in den Himmel gehen!“

Doch sagt selbst, wohin werden wir gehen, wenn wir sterben und dabei noch nicht so ganz vollkommen gut sind? Auch hierzu sagt die Gottesmutter bei ihrer ersten Erscheinung zu Lucia etwas wichtiges, als sie nach einem anderen Mädchen, das kurz zuvor gestorben war, fragte: „Amelia befindet sich noch im Fegefeuer.“

DAS FEGEFEUER (auch Purgatorium genannt), liebe Kinder, ist ein Ort großer Leiden, von dem aus man weder Gott noch andere schöne Dinge sehen kann, solange, bis die Seele völlig „purgata“, das heißt „gereinigt“ ist, um in den Himmel eintreten zu können. Könnten wir nun das Fegefeuer umgehen? Aber gewiss! Indem wir die Leiden annehmen, die uns der Herr schickt, und indem wir viel beten. Als Lucia danach fragte, ob auch Francisco in den Himmel komme, sagte die Gottesmutter: „Ja, doch zuvor wird er noch viele Rosenkränze beten müssen.“ Das bedeutet, dass  der Hirtenjunge, der so gutherzig war, trotz allem noch einige Fehler hatte, die er durch das Gebet beseitigen konnte, vor allem durch das Rosenkranzgebet.

Und wenn wir sterben und in diesem Moment nicht in der Gnade Gottes stehen, also wenn wir schwere Sünden begangen und diese noch nicht bereut haben? Dann wird unsere Seele in die HÖLLE gehen. Und was, sagt ihr nun, ist die Hölle? Die Hölle ist ein ewiger Schmerz aufgrund der Abwesenheit Gottes, der ja unsere Glückseligkeit ist. Jene, die in die Hölle gehen, können Gott nicht mehr schauen und auch nicht mit Ihm beisammen sein. Sie genießen keinerlei Wohlergehen und erleiden all das, was die Hirtenkinder sahen, also jede Art von Bösem, ohne irgendeinen Trost.

Liebe Kinder, heute sprechen viele davon, dass es die Hölle gar nicht gäbe und es daher sinnlos sei, darüber zu reden, denn dies sei nur ein Märchen für die Dummen. Um sich vom Gegenteil zu überzeugen, würde es genügen, diesbezüglich über das, was die Kinder in Fatima sahen, einmal nachzudenken, über das, was Lucia diesbezüglich niedergeschrieben hat.
Warum wollte es wohl die Gottesmutter, dass die drei Hirtenkinder die Hölle sahen? Gewiss nicht deshalb, um sie zu verängstigen und zu erschrecken. Sondern deshalb, damit auch wir an diese entsetzliche Realität  glauben können, die uns dazu anspornen sollte, alles zu tun, damit wir und auch andere dort nicht enden. Wie kann das geschehen? Indem wir das tun, was Lucia, Francisco und Jacinta taten: beten und Opfer für die armen Sünder bringen, wie es die Aufforderung der Gottesmutter ist.

 


Am 13. August versammelten sich in der Cova di Ira etwa 15.000 Menschen, doch die drei Hirtenkinder konnten zu dieser Vereinbarung nicht kommen, denn sie waren durch den Bürgermeister von Vila Nova de Ourem arrestiert worden, der die Gottesmutter nicht mochte und auch nicht wollte, dass die Leute an die Erscheinungen glaubten. Am 15. August wurden die Kinder befreit und am 19.August, als sie die Herde an einem Ort, der sich Valinhos (das heißt „kleine Täler“), weideten, sahen sie die schöne Dame erneut.

„Was wünschen Sie von mir?“, fragte Lucia wiederum.
„Ich wünsche, dass ihr fortfahrt, zur Cova di Ira an jedem 13. des Monats zu gehen, und dass ihr damit fortfahrt, den Rosenkranz täglich zu beten.“
Auf die wiederholte Frage von Lucia, die noch einmal darum bat, ein Wunder zu wirken, damit alle glauben könnten, entgegnete die Jungfrau: „Ja. Im letzten Monat, im Oktober, werde ich ein Wunder wirken, damit alle an meine Erscheinungen glauben werden. Hätte man dich nicht nach Vila Nova gebracht, dann würde das Wunder viel großartiger geworden sein.“

Nun erinnerte sich Lucia an den Auftrag, den ihr Frau Maria Carreira gab und bat: „Was wünschen Sie, was man mit dem Geld und den anderen Opfergaben tun solle, die das Volk in der Cova di Ira zurückgelassen hat?“
„Man möge zwei Traggestelle anfertigen. Das eine wirst du zusammen mit Jacinta und zwei anderen Mädchen tragen, dabei sollt ihr weiße Kleider tragen. Das andere wird Francisco mit drei anderen Buben seines Alters tragen, auch sie mit weißen Umhängen bekleidet. Der Rest des Geldes verbleibt für das Fest der ‚Madonna vom Rosenkranz’.“

Das Mädchen bat nun abermals für die Kranken, die es ihr aufgetragen hatten: „Ja, einige werden innerhalb eines Jahres Heilung erfahren.“ Antwortete die Jungfrau. Sie fügte hinzu, während ihre Gesichtszüge sehr traurig wurden: „Hütet euch sehr, denn viele Seelen kommen in die Hölle, weil sich niemand für sie opfert und für sie betet. Betet, betet viel und bringt Opfer für die Sünder.“

Wiederum entschwand die Frau in östlicher Richtung in den Höhen, hinterließ in den Hirtenkindern eine große Sehnsucht nach dem Himmel und das tiefe Bedürfnis, sich aufzuopfern, um den vielen Sündern die Pforten des Paradieses zu öffnen.

DER ROSENKRANZ UND DIE SÜNDER

„Betet, betet viel für die Sünder… Viele Seelen gehen in die Hölle, weil sich niemand  für sie opfert und für sie betet…“ Das sind genau die Worte, die die Gottesmutter an die Hirtenkinder von Fatima richtete. Bei jeder Erscheinung wiederholte Sie: „Betet jeden Tag den Rosenkranz.“
Um die Sünder vor der ewigen Verdammnis zu bewahren, bittet die Gottesmutter um das Gebet der Kinder, dabei nennt Sie genau die Art des Gebetes, das Sie möchte. Was besteht für ein Zusammenhang zwischen den Kindern, die den Rosenkranz beten und der Rettung der Sünder? Versuchen wir, dieses zu erklären.
Weil alle in Jesus eine einzige Familie bilden, kann das Gebet der Kleinen und unschuldigen Kinder die Bosheiten und Gotteslästerungen der viel größeren wiedergutmachen. Wenn beim Gebet des „Gegrüßest seist Du, Maria“ ein Kind zur Gottesmutter sagt: „…bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes“, dann gibt es manchen Sünder, der vielleicht ganz verzweifelt im Todeskampf liegt, der sich nahe der Gottesmutter erfährt, die ihm zulächelt und sagt: „Ja, mein liebes Kind, hier bin Ich, Ich komme, um dir zu helfen…“ - „Aber ich kenne dich doch gar nicht“, wird dieser Sünder darauf verwundert sagen, „ich habe dich doch gar nicht gerufen!“ – „Ein unschuldiges Kind, das gerade den Rosenkranz betet, hat Mich in deinem Namen gerufen. Das ist, als hättest du selbst Mich gerufen: denn ihr alle seid Meine Kinder, und ich möchte euch alle in Mein Herz schließen. Auf nun! Bitte Gott um Verzeihung wegen der vielen bösen Dinge, die du getan hast, und dann komm mit Mir. Komm in Mein Herz, dann werde Ich dich endlich nach Hause tragen: du wirst schon sehr erwartet!“
Habt ihr das verstanden, Kinder? Bemüht euch daher, den Rosenkranz zu beten. Entweder tut ihr es allein, wenn ihr aber mit euren Freunden oder euren Angehörigen zusammen betet, dann bildet ihr somit kleine Gebetsnester. Bedenkt dabei, dass jedes „Gegrüßet seist Du, Maria“, das ihr betet oder das ihr auch andere mitbeten lasst, jedesmal eine Rose ist, die ihr der Gottesmutter schenkt, durch die jedesmal einer eurer großen Brüder und Schwestern nach Hause zurückkehrt, zum Herzen der Gottesmutter und in das Herz des Himmlischen Vaters.

 


 

Der Monat September war gekommen.  Es war, wie gewöhnlich, der 13., als Lucia das versammelte Volk dazu aufforderte, den Rosenkranz zu beten, den sie selbst einleitend sprach und vorbetete. Alle Anwesenden waren niedergekniet und antworteten mit lauter Stimme. Sie hatten noch nicht mit dem Beten geendet, als ein „Blitz“ die Ankunft der Dame ankündigte.

„Was wünschen Sie von mir?“ begann wiederum Lucia zu fragen.
„Betet weiterhin den Rosenkranz zur ‚Madonna des Rosenkranzes’, um das Ende des Krieges zu erlangen.“, antwortete die weiße Lichtgestalt. Dann drang Sie darauf, dass am 13. Oktober niemand fehlen möge und kündigte an, dass auch der Heilige Josef mit dem Jesuskind kommen wird, um der Welt den Frieden zu bringen, ebenso Unser Herr, um das Volk zu segnen, und schließlich die Gottesmutter selbst in der Gestalt der „Schmerzensreichen“ und der „Madonna vom Karmel“.

Lucia bat für viele Kranke, die sich wiederum an sie gewendet hatten, worauf sie die Antwort erhielt, dass einige geheilt, andere wiederum nicht geheilt würden, „da sich der Herr auf die letzteren nicht verlassen könne“. Diese hätten das Geschenk der Heilung missbraucht und damit der eigenen Seele Schaden zugefügt.

Danach äußerte das Mädchen den Wunsch des Volkes, das eine Kapelle am Ort der Erscheinungen errichten wolle. Die Dame stimmte diesem zu. Zum Schluß sagte Lucia: „Viele sagen, ich sei eine Betrügerin  und hätte verdient, aufgehängt oder lebendig verbrannt zu werden. Wirken Sie doch ein Wunder, damit alle glauben!“
„Ja, im Oktober werde ich ein Wunder wirken, damit alle glauben.“, bestätigte die Dame erneut.

Ein paar Frauen hatten Lucia zwei Briefe und ein Parfümfläschchen gegeben, um dieses der Gottesmutter zu überbringen. Lucia tat dies, doch hörte sie sagen: „Diese Dinge helfen nicht für den Himmel.“ Und die wundervolle Lichtgestalt erhob sich gegen den Himmel, bis sie in den Weiten den Blicken entschwand.

DIE OPFER UND DIE SÜNDER

Bei allen Erscheinungen bat die Himmlische Mutter die Kinder um Gebete und Opfer. Wir haben bereits gesehen, was für ein Zusammenhang zwischen dem Rosenkranzgebet und der Bekehrung der Sünder besteht. Betrachten wir nun, weshalb man auch durch Opfer die Sünder retten kann.
Schaut Kinder, als Gott Vater beschlossen hat, alle Menschen in Sein Herz zurückkehren zu lassen, sandte Er Seinen eingeborenen Sohn Jesus auf die Erde, damit Er die Sünder durch Sein Leiden und Seine Erniedrigung am Kreuz von ihrer Sünde befreie. An der Seite Jesu leistete auch die Gottesmutter ihren höchsten Beitrag der Liebe und des Schmerzes hinzu.
Nach dem Beispiel der Hirtenkinder müssen alle, die den Himmlischen Vater und die Brüder und Schwestern auf der Erde lieben, bereit dazu sein, das zu tun, was der Engel des Friedens zu Lucia, Francisco und Jacinta sagte, als diese ihn fragten, wie man sich opfern könne: „In allem, was ihr tun könnt“, sagte der Engel, „doch ganz besonders, indem ihr Tag für Tag das annehmt, was euch der Herr schicken wird.“
Somit sind die Opfer, die wir bringen können, von zweierlei Art: 1.) sind es die kleinen, selbst gewollten  Opfer und 2.) ist es die Bereitschaft, in jedem Augenblick unseres Alltages „Ja“ zu sagen, ohne sich dabei über etwas zu beklagen, hingegen Demütigungen und Vorwürfe in Stille ertragen, auch wenn sie unverdient sind. Es bedeutet auch, Krankheit, Leid, den Verlust eines lieben Menschen geduldig ertragen, dem zu verzeihen, der uns beleidigt, ohne dabei Rache zu üben, nicht launisch zu reagieren, wenn etwas nicht so läuft, wie wir es gern hätten.
Weil diese Aufforderung zu Gebet und Opfer für alle Kinder in der Welt gilt, befleißigt auch ihr euch nach dem Beispiel der drei Hirtenkinder, mit Großmut auf die Einladungen des Engels und der Gottesmutter zu antworten.


Inzwischen war in ganz Portugal und in der ganzen Welt die Nachricht verbreitet, dass am 13. Oktober in der Cova di Ira ein außerordentliches Wunder geschehen würde. Aus Teilen Portugals und der ganzen Welt strömten Tausende von Pilgern zusammen, die sich auf den Weg nach Fatima machten. In der großen Menge von Gläubigen und Neugierigen befanden sich auch Wissenschaftler, Journalisten, Fotographen und Schriftsteller. Lesen wir in den Aufzeichnungen des nicht gläubigen Journalisten Avelino de Almeida, der in speziellem Auftrag der bekanntesten Zeitschrift Lissabons, mit Titel „O Seculo“ , kam: „Auf der Straße begegnete man den ersten Gruppen von Pilgern, die fast alle barfüßig waren…sie beteten in unterwürfigem Tonfall den Rosenkranz…der Himmel ist bedeckt und es beginnt, in Strömen zu regnen. Doch niemand verhält sich ungeduldig, man setzte den Marsch mit beeindruckender Ausdauer fort.“

Wie viele Pilger waren es wohl an diesem Tag? Einige sagen, es waren fünfzigtausend, andere siebzigtausend, wieder andere sprachen von hunderttausend. Bereits am 12. Oktober fand sich eine beachtliche Menge an diesem gesegneten Orte ein, die im Freien genächtigt haben, die beteten und sangen, obwohl es regnete.

Die drei Hirtenkinder kamen erst kurz vor der Mittagszeit zu der verabredeten Stelle. Im Regen begannen sie, den Rosenkranz zu beten, als Lucia plötzlich befahl: „Schließt die Regenschirme!“ Alle gehorchten und sofort hörte es auf, zu regnen. Pünktlich zur Mittagsstunde sah man den „Blitz“.
„Was wünschen Sie von mir?“, war wiederum die erste Frage Lucias.
„Ich möchte dir sagen, dass man hier zu meiner Ehre eine Kapelle errichten soll. Ich bin ‚Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz’. Fahret fort, täglich den Rosenkranz zu beten. Der Krieg geht nun zu  Ende…“
„Ich hätte Sie um viele Gnaden zu bitten. Werden Sie sie erhören?“
„Einige ja, andere nicht. Alle aber müssen sich bessern und um die Vergebung ihrer Sünden bitten.“ Dann fügte Sie mit einem sehr traurigen Blick hinzu: „Man soll den Herrn nicht noch länger beleidigen, der schon so sehr beleidigt worden ist.“

Jetzt begann die Gottesmutter dem Himmel wieder zuzuschweben. Doch ehe sie den Blicken entschwand, öffnete Sie ihre Hände und von ihnen ging ein Strahl, stärker noch als die Strahlen der Sonne, aus. Nahe der Sonne sahen die Hirtenkinder den Heiligen Josef, das Jesuskind und die Gottesmutter, also die Heilige Familie. Dann sahen sie Jesus und die Schmerzensreiche Gottesmutter. Jesus segnete die Welt. Am Ende sahen die Kinder die Gottesmutter vom Karmel. Und wiederum ganz unvermittelt schrie Lucia auf: „Seht! Die Sonne!“

Der Himmel war bewölkt. Doch wie auf einen Schlag öffneten sich die Wolken, und alle sahen die Sonne: es war eine seltsame Sonne, die einer Silberkugel glich, die man betrachten konnte, ohne dass die Augen schmerzten. Plötzlich begann sie in schwindelerregender Schnelligkeit um sich selbst kreisen, glich bald einem Feuerball, in alle Richtungen hin gelbes, grünes, rotes, blaues und violettes Licht werfend..., das auf fantastische Weise die Wolken des Himmels, die Bäume und Felsen, die Erde und die immense Menschenmenge färbte. Dann hielt sie für ein paar Momente ein, um erneut ihren Lichtertanz, einem riesigen Feuerrad gleichend, zu beginnen. Und noch mal hielt sie inne, um das Ganze nun ein drittes Mal mit einer stets wechselnden Feuererscheinung  zu beginnen, noch bunter gefärbt und noch brillanter. Die ekstatische Menschenmasse betrachtete wie atemlos dieses Geschehen.

Dann wieder, ganz plötzlich, hatten alle den Eindruck, dass sich die Sonne vom Firmament löse und auf sie herunterfiele! Ein einheitlicher Schrei, ein jeder schlug sich an seine Brust. Ein Schrecken aller kam zum Ausdruck, und zwischen den einzelnen Rufen war zu vernehmen: „Ein Wunder! Ein Wunder!“, so sagten die einen, „Ich glaube an Gott!“, riefen andere, „Ave Maria!“ betete man und „Mein Gott, Barmherzigkeit…“ war zu vernehmen. Sie riefen, schrien, fielen im Schlamm auf ihre Knie, beteten mit lauter Stimme den Reueakt, überzeugt davon, jetzt sterben zu müssen.

Dann hörte die Sonne zu tanzen auf, kehrte an ihren Platz zurück und schien erneut wie gewohnt herab, wieder auf die Art und Weise, dass niemand in sie hineinblicken konnte. Das letzte, unerklärlich Wunderbare war, dass alle diese Leute, die unmittelbar zuvor im Schlamm wateten, sich nach der Wundererscheinung auf völlig trockenem Boden fanden.

Das Sonnenwunder war das überwältigendste, das jemals zuvor in der Welt gesehen worden ist. Es war ein noch viel größeres Wunder, als es die Hirtenkinder in den Monaten zuvor angekündigt hatten, als sie sagten, dass ein Wunder gezeigt werden würde.

Warum wollte die Gottesmutter dieses fantastische Wunder vollbringen? Um allen zu zeigen, dass Lucia, Francisco und Jacinta die Wahrheit sagten, um begreiflich zu machen, dass die Dinge, die sie sagten, sehr wichtig waren. Es sind ja wirklich die wichtigsten Dinge, die man sich wünschen kann: Frieden und Liebe unter den Menschen.

Und weil sich die Gottesmutter ganz besonders an die Kinder gewendet hat, wenden wir uns nun an euch, liebe kleine Leser, damit ihr noch einmal über die Worte der Himmlischen Mutter nachdenken und diese dann  in die Tat umsetzen könnt. Die Geschichte von Fatima aber, sie endet nicht mit der letzten Erscheinung vom 13. Oktober, sie betrifft auch nicht nur Lucia, Francisco und Jacinta, sondern sie geht weiter zu jeder Zeit und in jedem Winkel dieser Erde. Überall dort, wo ein Kind die Aufforderung der Gottesmutter annimmt, sich Ihr schenkt, sich dazu verpflichtet, den Rosenkranz jeden Tag zu beten und auch alles anzunehmen, was der Herr ihm schicken wird, um das Herz Gottes zu trösten, das so beleidigt wird, um die Sünder zu bekehren und für den Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens, der der Triumph der Liebe und des Friedens ist.

Mein unbeflecktes Herz wird triumphieren

Der Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens ist der Triumph des Heiligen Geistes, der Geist der Liebe, und somit ist dies der Triumph Gottes, der in die Herzen eines jeden Menschen zurückkehren wird, nach dem dieses von Hass und Sünde befreit worden ist.
Als Adam und Eva, die beiden ersten Menschen, erschaffen worden sind, waren sie voll der Liebe, denn sie trugen im Herzen den Heiligen Geist, also Gott Selbst, der die vollkommene Liebe ist. Satan, der Engel, der sich als Erster gegen Gott stellte und Ihm seine „Nein“ zurief, überredete die beiden, ungehorsam wie er zu sein. Dieser erste Ungehorsam war die erste Sünde der Menschen, deshalb nennt man sie „Erbsünde“. Durch sie vertrieben Adam und Eva den Geist der Liebe aus ihren Herzen und ließen an diese Stelle Satan treten, den Geist des Hasses und des Bösen. Diese Sünde übertrugen  die Väter auf die Söhne, man sieht dies an ihren Früchten, den ersten Söhnen von Adam und Eva. Kain tötet Abel, seinen Bruder. Wir erleben es heutzutage, wie oft sich dieser Hass unter den Menschen in der Welt immer wieder erneut ausbreitet, der die Ursache des Schmerzes im Herzen unseres Himmlischen Vaters ist.

Doch Gott setzte darin fort, die Menschen zu lieben, auch nachdem sie Ihn beleidigten. Er will  zu ihnen gehen, die mittlerweile im Hass schon fast ersticken, um sie vom Bösen zu befreien und ihnen erneut die Freude, den Frieden und die Freiheit der Gotteskindschaft zu schenken. Um jedoch zu den Kindern, die Ihn aus ihren Herzen durch ihren Ungehorsam verbannt haben, zurückzukehren, braucht Er ein Geschöpf, das bereit dazu ist, sich Ihm durch einen vollkommenen Gehorsam hinzugeben: aus diesem Grunde schickte er den Erzengel Gabriel zu Maria nach Nazareth, dem reinsten und gehorsamsten Kind dieser Erde, um es zu fragen, ob es bereit dazu wäre, sich Ihm, also Gott, zu schenken. Maria antwortete: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinen Worten.“
Sie sagte also „Ja“ zu Gott und sühnte dadurch das „Nein“ von Eva. Und so, wie Eva den Heiligen Geist aus ihrem Herzen vertrieb, so ließ Maria diesen durch ihr „Ja“ wieder in das Herz zurückkehren: von da an nahm der Heilige Geist für immer Seine Wohnung im Herzen Mariens. Von Ihr aus verbreitete Er sich, um aus dem Herzen eines jeden Menschen Satan zu vertreiben, der der Hass ist, um somit die Liebe zurückkehren zu lassen.
Deshalb also ist der Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens der Triumph des Geistes der Liebe! Doch wie wird dieser stattfinden? De facto durch die Weihe an die Gottesmutter. Wenn wir zu Ihr sagen: „Mama, ich schenke Dir Herz und Willen für alle Ewigkeit, rette die Menschheit!“, dann schenken wir uns Ihr in der gleichen Weise, wie Sie sich Gott geschenkt hatte. Wir sagen somit „Ja“ zu Ihr, wie Sie es zu Gott gesagte hatte. Weil in Ihr nun die ganze Fülle des Heiligen Geistes anwesend ist, und das ist die Liebe, sagen wir, indem wir uns Ihr weihen, auch „Ja“ zum Geist der Liebe, der in ihr wohnt und den Sie dann auf uns überträgt.

Erinnert ihr euch, Kinder, was in dem Augenblick geschah, als sich Lucia, Francisco und Jacinta bei der ersten Erscheinung und auf die Einladung der Gottesmutter Gott weihten? Sie öffnete Ihre Hände, von denen ein Licht ausging, das alle Drei durchdrang: „Dieses Licht war Gott.“, sagte später Lucia darüber. Die drei Hirtenkinder wurden vom Heiligen Geist erleuchtet, geformt und erneuert.
Dasselbe geschieht mit jeder Person, die sich Maria weiht. Es kommt dabei zu einem Liebesaustausch: wir schenken Ihr unser mit Kummer beladenes Herz und unseren all zu schwachen und wankenden Willen, Sie schenkt uns dafür Ihr von Liebe erfülltes Herz und Ihren starken und vollkommenen Willen zum Guten. Sie überträgt auf uns den Heiligen Geist, errichtet in uns das Reich der Liebe des Vaters und macht uns zu Ihren Mitarbeitern, um fortzusetzen, das Reich Gottes auch in den anderen Menschen zu errichten. Die tiefe und gegenständliche Bedeutung der Weihe ist also genau genommen dies: sich Gott durch Maria aufzuopfern, um mit Ihr an der Errichtung des Reiches Gottes in jeder Seele zu arbeiten.
Das ist eine sehr ernsthafte Aufgabe, die man ein ganzes Leben lang erfüllen muss.  Um dieses verwirklichen zu können, ist es nötig, dass unserer Seele durch den Rosenkranz und die tägliche Kommunion eine immer wieder erneuerte Kraft geschenkt wird. Auf diese Weise schöpfen wir Tag für Tag von der Kraft, die uns alles annehmen und aufopfern lässt, was uns der Herr zur Bekehrung der Sünder, für den Frieden in der Welt und zum Trost für das Herz Gottes schicken wird.