Inzwischen war in ganz Portugal und in der ganzen Welt die Nachricht verbreitet, dass am 13. Oktober in der Cova di Ira ein außerordentliches Wunder geschehen würde. Aus Teilen Portugals und der ganzen Welt strömten Tausende von Pilgern zusammen, die sich auf den Weg nach Fatima machten. In der großen Menge von Gläubigen und Neugierigen befanden sich auch Wissenschaftler, Journalisten, Fotographen und Schriftsteller. Lesen wir in den Aufzeichnungen des nicht gläubigen Journalisten Avelino de Almeida, der in speziellem Auftrag der bekanntesten Zeitschrift Lissabons, mit Titel „O Seculo“ , kam: „Auf der Straße begegnete man den ersten Gruppen von Pilgern, die fast alle barfüßig waren…sie beteten in unterwürfigem Tonfall den Rosenkranz…der Himmel ist bedeckt und es beginnt, in Strömen zu regnen. Doch niemand verhält sich ungeduldig, man setzte den Marsch mit beeindruckender Ausdauer fort.“

Wie viele Pilger waren es wohl an diesem Tag? Einige sagen, es waren fünfzigtausend, andere siebzigtausend, wieder andere sprachen von hunderttausend. Bereits am 12. Oktober fand sich eine beachtliche Menge an diesem gesegneten Orte ein, die im Freien genächtigt haben, die beteten und sangen, obwohl es regnete.

Die drei Hirtenkinder kamen erst kurz vor der Mittagszeit zu der verabredeten Stelle. Im Regen begannen sie, den Rosenkranz zu beten, als Lucia plötzlich befahl: „Schließt die Regenschirme!“ Alle gehorchten und sofort hörte es auf, zu regnen. Pünktlich zur Mittagsstunde sah man den „Blitz“.
„Was wünschen Sie von mir?“, war wiederum die erste Frage Lucias.
„Ich möchte dir sagen, dass man hier zu meiner Ehre eine Kapelle errichten soll. Ich bin ‚Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz’. Fahret fort, täglich den Rosenkranz zu beten. Der Krieg geht nun zu  Ende…“
„Ich hätte Sie um viele Gnaden zu bitten. Werden Sie sie erhören?“
„Einige ja, andere nicht. Alle aber müssen sich bessern und um die Vergebung ihrer Sünden bitten.“ Dann fügte Sie mit einem sehr traurigen Blick hinzu: „Man soll den Herrn nicht noch länger beleidigen, der schon so sehr beleidigt worden ist.“

Jetzt begann die Gottesmutter dem Himmel wieder zuzuschweben. Doch ehe sie den Blicken entschwand, öffnete Sie ihre Hände und von ihnen ging ein Strahl, stärker noch als die Strahlen der Sonne, aus. Nahe der Sonne sahen die Hirtenkinder den Heiligen Josef, das Jesuskind und die Gottesmutter, also die Heilige Familie. Dann sahen sie Jesus und die Schmerzensreiche Gottesmutter. Jesus segnete die Welt. Am Ende sahen die Kinder die Gottesmutter vom Karmel. Und wiederum ganz unvermittelt schrie Lucia auf: „Seht! Die Sonne!“

Der Himmel war bewölkt. Doch wie auf einen Schlag öffneten sich die Wolken, und alle sahen die Sonne: es war eine seltsame Sonne, die einer Silberkugel glich, die man betrachten konnte, ohne dass die Augen schmerzten. Plötzlich begann sie in schwindelerregender Schnelligkeit um sich selbst kreisen, glich bald einem Feuerball, in alle Richtungen hin gelbes, grünes, rotes, blaues und violettes Licht werfend..., das auf fantastische Weise die Wolken des Himmels, die Bäume und Felsen, die Erde und die immense Menschenmenge färbte. Dann hielt sie für ein paar Momente ein, um erneut ihren Lichtertanz, einem riesigen Feuerrad gleichend, zu beginnen. Und noch mal hielt sie inne, um das Ganze nun ein drittes Mal mit einer stets wechselnden Feuererscheinung  zu beginnen, noch bunter gefärbt und noch brillanter. Die ekstatische Menschenmasse betrachtete wie atemlos dieses Geschehen.

Dann wieder, ganz plötzlich, hatten alle den Eindruck, dass sich die Sonne vom Firmament löse und auf sie herunterfiele! Ein einheitlicher Schrei, ein jeder schlug sich an seine Brust. Ein Schrecken aller kam zum Ausdruck, und zwischen den einzelnen Rufen war zu vernehmen: „Ein Wunder! Ein Wunder!“, so sagten die einen, „Ich glaube an Gott!“, riefen andere, „Ave Maria!“ betete man und „Mein Gott, Barmherzigkeit…“ war zu vernehmen. Sie riefen, schrien, fielen im Schlamm auf ihre Knie, beteten mit lauter Stimme den Reueakt, überzeugt davon, jetzt sterben zu müssen.

Dann hörte die Sonne zu tanzen auf, kehrte an ihren Platz zurück und schien erneut wie gewohnt herab, wieder auf die Art und Weise, dass niemand in sie hineinblicken konnte. Das letzte, unerklärlich Wunderbare war, dass alle diese Leute, die unmittelbar zuvor im Schlamm wateten, sich nach der Wundererscheinung auf völlig trockenem Boden fanden.

Das Sonnenwunder war das überwältigendste, das jemals zuvor in der Welt gesehen worden ist. Es war ein noch viel größeres Wunder, als es die Hirtenkinder in den Monaten zuvor angekündigt hatten, als sie sagten, dass ein Wunder gezeigt werden würde.

Warum wollte die Gottesmutter dieses fantastische Wunder vollbringen? Um allen zu zeigen, dass Lucia, Francisco und Jacinta die Wahrheit sagten, um begreiflich zu machen, dass die Dinge, die sie sagten, sehr wichtig waren. Es sind ja wirklich die wichtigsten Dinge, die man sich wünschen kann: Frieden und Liebe unter den Menschen.

Und weil sich die Gottesmutter ganz besonders an die Kinder gewendet hat, wenden wir uns nun an euch, liebe kleine Leser, damit ihr noch einmal über die Worte der Himmlischen Mutter nachdenken und diese dann  in die Tat umsetzen könnt. Die Geschichte von Fatima aber, sie endet nicht mit der letzten Erscheinung vom 13. Oktober, sie betrifft auch nicht nur Lucia, Francisco und Jacinta, sondern sie geht weiter zu jeder Zeit und in jedem Winkel dieser Erde. Überall dort, wo ein Kind die Aufforderung der Gottesmutter annimmt, sich Ihr schenkt, sich dazu verpflichtet, den Rosenkranz jeden Tag zu beten und auch alles anzunehmen, was der Herr ihm schicken wird, um das Herz Gottes zu trösten, das so beleidigt wird, um die Sünder zu bekehren und für den Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens, der der Triumph der Liebe und des Friedens ist.

Mein unbeflecktes Herz wird triumphieren

Der Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens ist der Triumph des Heiligen Geistes, der Geist der Liebe, und somit ist dies der Triumph Gottes, der in die Herzen eines jeden Menschen zurückkehren wird, nach dem dieses von Hass und Sünde befreit worden ist.
Als Adam und Eva, die beiden ersten Menschen, erschaffen worden sind, waren sie voll der Liebe, denn sie trugen im Herzen den Heiligen Geist, also Gott Selbst, der die vollkommene Liebe ist. Satan, der Engel, der sich als Erster gegen Gott stellte und Ihm seine „Nein“ zurief, überredete die beiden, ungehorsam wie er zu sein. Dieser erste Ungehorsam war die erste Sünde der Menschen, deshalb nennt man sie „Erbsünde“. Durch sie vertrieben Adam und Eva den Geist der Liebe aus ihren Herzen und ließen an diese Stelle Satan treten, den Geist des Hasses und des Bösen. Diese Sünde übertrugen  die Väter auf die Söhne, man sieht dies an ihren Früchten, den ersten Söhnen von Adam und Eva. Kain tötet Abel, seinen Bruder. Wir erleben es heutzutage, wie oft sich dieser Hass unter den Menschen in der Welt immer wieder erneut ausbreitet, der die Ursache des Schmerzes im Herzen unseres Himmlischen Vaters ist.

Doch Gott setzte darin fort, die Menschen zu lieben, auch nachdem sie Ihn beleidigten. Er will  zu ihnen gehen, die mittlerweile im Hass schon fast ersticken, um sie vom Bösen zu befreien und ihnen erneut die Freude, den Frieden und die Freiheit der Gotteskindschaft zu schenken. Um jedoch zu den Kindern, die Ihn aus ihren Herzen durch ihren Ungehorsam verbannt haben, zurückzukehren, braucht Er ein Geschöpf, das bereit dazu ist, sich Ihm durch einen vollkommenen Gehorsam hinzugeben: aus diesem Grunde schickte er den Erzengel Gabriel zu Maria nach Nazareth, dem reinsten und gehorsamsten Kind dieser Erde, um es zu fragen, ob es bereit dazu wäre, sich Ihm, also Gott, zu schenken. Maria antwortete: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinen Worten.“
Sie sagte also „Ja“ zu Gott und sühnte dadurch das „Nein“ von Eva. Und so, wie Eva den Heiligen Geist aus ihrem Herzen vertrieb, so ließ Maria diesen durch ihr „Ja“ wieder in das Herz zurückkehren: von da an nahm der Heilige Geist für immer Seine Wohnung im Herzen Mariens. Von Ihr aus verbreitete Er sich, um aus dem Herzen eines jeden Menschen Satan zu vertreiben, der der Hass ist, um somit die Liebe zurückkehren zu lassen.
Deshalb also ist der Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens der Triumph des Geistes der Liebe! Doch wie wird dieser stattfinden? De facto durch die Weihe an die Gottesmutter. Wenn wir zu Ihr sagen: „Mama, ich schenke Dir Herz und Willen für alle Ewigkeit, rette die Menschheit!“, dann schenken wir uns Ihr in der gleichen Weise, wie Sie sich Gott geschenkt hatte. Wir sagen somit „Ja“ zu Ihr, wie Sie es zu Gott gesagte hatte. Weil in Ihr nun die ganze Fülle des Heiligen Geistes anwesend ist, und das ist die Liebe, sagen wir, indem wir uns Ihr weihen, auch „Ja“ zum Geist der Liebe, der in ihr wohnt und den Sie dann auf uns überträgt.

Erinnert ihr euch, Kinder, was in dem Augenblick geschah, als sich Lucia, Francisco und Jacinta bei der ersten Erscheinung und auf die Einladung der Gottesmutter Gott weihten? Sie öffnete Ihre Hände, von denen ein Licht ausging, das alle Drei durchdrang: „Dieses Licht war Gott.“, sagte später Lucia darüber. Die drei Hirtenkinder wurden vom Heiligen Geist erleuchtet, geformt und erneuert.
Dasselbe geschieht mit jeder Person, die sich Maria weiht. Es kommt dabei zu einem Liebesaustausch: wir schenken Ihr unser mit Kummer beladenes Herz und unseren all zu schwachen und wankenden Willen, Sie schenkt uns dafür Ihr von Liebe erfülltes Herz und Ihren starken und vollkommenen Willen zum Guten. Sie überträgt auf uns den Heiligen Geist, errichtet in uns das Reich der Liebe des Vaters und macht uns zu Ihren Mitarbeitern, um fortzusetzen, das Reich Gottes auch in den anderen Menschen zu errichten. Die tiefe und gegenständliche Bedeutung der Weihe ist also genau genommen dies: sich Gott durch Maria aufzuopfern, um mit Ihr an der Errichtung des Reiches Gottes in jeder Seele zu arbeiten.
Das ist eine sehr ernsthafte Aufgabe, die man ein ganzes Leben lang erfüllen muss.  Um dieses verwirklichen zu können, ist es nötig, dass unserer Seele durch den Rosenkranz und die tägliche Kommunion eine immer wieder erneuerte Kraft geschenkt wird. Auf diese Weise schöpfen wir Tag für Tag von der Kraft, die uns alles annehmen und aufopfern lässt, was uns der Herr zur Bekehrung der Sünder, für den Frieden in der Welt und zum Trost für das Herz Gottes schicken wird.